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Hat der Übersetzer das Recht auf einen Lektor?
Thread poster: Karin Maack
Karin Maack
Karin Maack  Identity Verified
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Feb 21, 2011

Mich interessiert (aus für mich aktuellem Anlass) eure Meinung zu Folgendem:

Ich habe für einen Verlag soeben das vierte Buch übersetzt. Bei den ersten beiden gab es keine Beanstandungen. Bei dem dritten Projekt musste der Text aufwändig umgearbeitet werden, weil ich als Leser-Anrede "du" gewählt hatte - was mit dem Projektleiter abgesprochen war - diese Anrede aber dem Projektleiter nachher doch nicht behagte. Das scheint er mir jetzt vorzuwerfen.

Nachdem ich jetz
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Mich interessiert (aus für mich aktuellem Anlass) eure Meinung zu Folgendem:

Ich habe für einen Verlag soeben das vierte Buch übersetzt. Bei den ersten beiden gab es keine Beanstandungen. Bei dem dritten Projekt musste der Text aufwändig umgearbeitet werden, weil ich als Leser-Anrede "du" gewählt hatte - was mit dem Projektleiter abgesprochen war - diese Anrede aber dem Projektleiter nachher doch nicht behagte. Das scheint er mir jetzt vorzuwerfen.

Nachdem ich jetzt das vierte Projekt abgegeben habe, schreibt mir der Projektleiter eine unfreundliche E-mail mit dem Inhalt, meine Übersetzung sei teilweise unverständlich. Ich habe die beanstandeten Stellen überarbeitet, wobei ich die Veränderungen (bis auf einen Fall) für Stilfragen halte. Außerdem hatte ich Ihn zuvor darauf aufmerksam gemacht, dass eine bestimmte Stelle komplett ersetzt werden müsse, weil sie im Deutschen nicht funktioniert.
Nun schreibt er mir, ich würde wohl davon ausgehen, dass jedesmal ein Lektor über den Text schaut, er wolle aber einen druckfertigen Text von mir haben.

Also bisher bin ich davon ausgegangen (bei anderen Verlagen habe ich das auch so erlebt), dass in jedem Verlag ein Lektor die Texte nochmal genau durchsieht und eventuell den Vorstellungen des Verlages anpasst. Eine Lektorin hat mir vor einiger Zeit sogar gesagt, Übersetzer hätten das Recht auf einen Lektor. Stimmt das?
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Nicole Schnell
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In memoriam
Ähm, was war denn im Vertrag vereinbart? Feb 21, 2011

Frage.

 
Karin Maack
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Eigentlich nichts Feb 21, 2011

Der "Vertrag" bestand in einer Auftragsbestätigung von meiner Seite. Über das Lektorat war gar nichts vereinbart.

 
Karin Maack
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... Feb 21, 2011

Und - natürlich - mein Auftrag bestand in der Übersetzung des Sachbuches (über ein Gebiet, in dem ich mich auskenne). Keine Rede davon, dass ich das Lektorat machen sollte. Ich glaube auch, dass das bei einer Arbeit für einen Verlag nicht sinnvoll ist.

 
Laurent KRAULAND (X)
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Contradictio per se... Feb 21, 2011

Es scheint mir ein Widerspruch in sich zu sein, wenn der Projektleiter einerseits Haarspalterei mit Stilfragen treibt und andererseits druckfertige Arbeit haben möchte.

Vertrag oder nicht...


 
Cetacea
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Die Norm auf jeden Fall Feb 21, 2011

Ich weiss nicht zwar nicht, ob ein Übersetzer das Recht auf einen Lektor hat (wobei ich für Deutschland ohnehin nicht sprechen kann), aber ich habe bei Buchübersetzungen bisher immer mit einem Lektor zusammengearbeitet. Wie ich auch von deutschen Kollegen weiss, ist das aber auf jeden Fall die Norm.

 
Laurent KRAULAND (X)
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Verdacht Feb 21, 2011

Cetacea wrote:

Ich weiss nicht zwar nicht, ob ein Übersetzer das Recht auf einen Lektor hat (wobei ich für Deutschland ohnehin nicht sprechen kann), aber ich habe bei Buchübersetzungen bisher immer mit einem Lektor zusammengearbeitet. Wie ich auch von deutschen Kollegen weiss, ist das aber auf jeden Fall die Norm.


Wie vorhin sehr leicht angedeutet hege ich in Karins Fall den Verdacht, dass der sogenannte Projektleiter unter Umständen auch noch als Lektor fungieren muss und eventuell einen „Abrotzer“ in puncto Qualität bekommen hat.


 
Karin Maack
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Der "Projektleiter"... Feb 21, 2011

... ist ziemlich nah am Chef des Verlags. Der hat bestimmt keinen Rüffel bekommen.

 
Tarja Braun
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Unterschiedlich Feb 21, 2011

Ich arbeite für einige deutsche bzw. internationale Verlage (DE/EN > FI). Ich weiß vor Projektbeginn, ob der Verlag oder der (manchmal externe) Projektleiter meine Übersetzung lektorieren lässt. Wenn nicht, kalkuliere ich das Lektorat mit ein und kümmere mich selbst darum (das heißt: ich suche einen Lektor und bezahle ihn).

[Edited at 2011-02-21 21:32 GMT]


 
Karin Maack
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@ Tarja Braun Feb 21, 2011

Das heißt also, wenn du dich selber um das Lektorat kümmerst, dann rechnest du die Kosten dafür auf dein Übersetzer- (Seiten-) Honorar mit drauf?

 
Tarja Braun
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Ja Feb 21, 2011

Die Kosten kommen drauf.

 
Miriam Neidhardt (X)
Miriam Neidhardt (X)  Identity Verified
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Kein Vertrag? Feb 22, 2011

Es wundert mich, dass es keinen Vertrag gibt. Für meine beiden Buchübersetzungen bisher habe ich natürlich einen erhalten und in beiden ist ganz klar geregelt, dass der Verlag sich selbst um das Lektorat kümmert und ich hinterher das Lektorat abnehmen muss. Dem Verlag muss doch daran gelegen sein, den Text vor Veröffentlichung zu prüfen, immerhin ist eine Buchdruck mit nicht zu geringen Kosten behaftet. Sehr merkwürdige Vorgehensweise!

Gruß, Miriam


 
Katrin Hollberg
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Wie so oft mangelt es an der Kommunikation,... Feb 22, 2011

wobei ich die mangelhafte Kommunikation hier nicht bei DIR sehe...

1) Normalerweise müsste so etwas nachvollziehbar in einem Vertrag vereinbart sein.
(An wen Du konkret lieferst, den Lektor/Texteditor, bis wann, in welcher Qualität, Nachbesserungsfriste/-rechte, Umfang Deiner Leistung...pipapo)

2) Ich persönlich gehe IMMER davon aus, dass ein Verlag im eigenen Interesse einen durch einen Übersetzer abgegebenen Text immer noch einmal in irgendeiner Form lektori
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wobei ich die mangelhafte Kommunikation hier nicht bei DIR sehe...

1) Normalerweise müsste so etwas nachvollziehbar in einem Vertrag vereinbart sein.
(An wen Du konkret lieferst, den Lektor/Texteditor, bis wann, in welcher Qualität, Nachbesserungsfriste/-rechte, Umfang Deiner Leistung...pipapo)

2) Ich persönlich gehe IMMER davon aus, dass ein Verlag im eigenen Interesse einen durch einen Übersetzer abgegebenen Text immer noch einmal in irgendeiner Form lektorieren lässt/selbst lektoriert. //Die von Dir geschilderte süffisante Rückfrage finde ich peinlich für den Projektleiter, ehrlich...// Vom Übersetzer zu VERLANGEN, eine druckreife Vorlage abzuliefern, ist in meinen Augen einfach nur naiv, das hat zunächst mal gar nichts mit der tatsächlichen Qualität des Übersetzungstextes zu tun und ist in meinen Augen eine völlig unabhängige + eigenständige Leistung...

) Gruß, Katrin
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Karin Maack
Karin Maack  Identity Verified
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Vielen Dank für eure Kommentare... Feb 24, 2011

... und eure moralische Unterstützung. Ich hatte dem Herrn eine E-mail geschrieben und danach ein (höfliches) Telefongespräch geführt. Mittlerweile habe ich meine Übersetzung nochmal durchgesehen, ein paar unelegante Formulierungen ausgebessert, ein paar seiner Vorschläge, die gut waren, übernommen und mich gegen ein paar "Verschlimmbesserungen" verwahrt. Außerdem habe ich ihn wissen lassen, dass ich Lektoratsarbeit in Zukunft nicht umsonst mache. Bisher hat er sich nicht mehr gemeldet. ... See more
... und eure moralische Unterstützung. Ich hatte dem Herrn eine E-mail geschrieben und danach ein (höfliches) Telefongespräch geführt. Mittlerweile habe ich meine Übersetzung nochmal durchgesehen, ein paar unelegante Formulierungen ausgebessert, ein paar seiner Vorschläge, die gut waren, übernommen und mich gegen ein paar "Verschlimmbesserungen" verwahrt. Außerdem habe ich ihn wissen lassen, dass ich Lektoratsarbeit in Zukunft nicht umsonst mache. Bisher hat er sich nicht mehr gemeldet. Mal sehen... normalerweise zahlt der Verlag superpünktlich.Collapse


 
Steffen Walter
Steffen Walter  Identity Verified
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Lektorat von Übersetzung trennen Feb 25, 2011

Karin Maack wrote:

... und eure moralische Unterstützung. Ich hatte dem Herrn eine E-mail geschrieben und danach ein (höfliches) Telefongespräch geführt. Mittlerweile habe ich meine Übersetzung nochmal durchgesehen, ein paar unelegante Formulierungen ausgebessert, ein paar seiner Vorschläge, die gut waren, übernommen und mich gegen ein paar "Verschlimmbesserungen" verwahrt. Außerdem habe ich ihn wissen lassen, dass ich Lektoratsarbeit in Zukunft nicht umsonst mache. Bisher hat er sich nicht mehr gemeldet. Mal sehen... normalerweise zahlt der Verlag superpünktlich.


Hallo Karin,

schön, dass Du Deinen Standpunkt klar zum Ausdruck bringen konntest. Du schriebst allerdings, dass Du "Lektoratsarbeit in Zukunft nicht umsonst" machen würdest. Hier würde ich - sofern sich die Gelegenheit dazu ergibt - noch einen Schritt weitergehen und verdeutlichen, dass es eigentlich in der Verantwortung des Verlags liegt, eine/n eigenen Lektor/in mit dieser Aufgabe zu beauftragen.

Viele Grüße

Steffen


 
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